Sie sind ungern gesehene ‚Gäste‘ in der Hühnerhaltung: Ektoparasiten. Die aus dem Griechischen stammende Wortsilbe ‚-ekto‘ bedeutet ‚außen‘. Ektoparasiten sind folglich Außenschmarotzer. In Abgrenzung dazu seien Endoparasiten (Innenschmarotzer) genannt, wozu beispielsweise Würmer zählen. Gängige Ektoparasiten des Huhnes sind Milben, Flöhe, Federlinge und Zecken. 

Ektoparasiten, mehr als nur lästig für das Huhn

Sämtlichen Außenschmarotzern zu eigen ist, dass sie sich an der Oberfläche eines anderen Organismus aufhalten und dort parasitärisch ernähren. Die in der Hühnerhaltung vorherrschenden Ektoparasiten lassen sich in Insekten (Flöhe, Federlinge, Zecken) und Spinnentiere (Milben) aufteilen. Gleich welcher Außenschmarotzer das Huhn befällt, sie alle können Hautirritationen zur Folge haben, Juckreiz, allgemeines Unwohlsein sowie eine nachlassende Legeleistung der Hennen.

Zecken sind bei der Hühnerhaltung ein ProblemDas Blutsaugen der Milben kann eine Anämie nach sich ziehen, welche besonders bei Jung- und Alttieren bis zum Tod führen kann. Zudem sind Ektoparasiten potentielle Krankheitsüberträger von Bakterien und Viren.

Um eine Ausbreitung von Ektoparasiten im Bestand zu unterbinden, ist eine regelmäßige Kontrolle der einzelnen Tiere auf Außenschmarotzer empfehlenswert. Die Parasiten sind nicht nur lästig für das Huhn, sondern können ernsthaft dessen Gesundheit gefährden. Die in der Hühnerhaltung relevanten Ektoparasiten werden im weiteren Text erläutert.

Milben und Hühner

Milben sind die in der Hühnerhaltung am häufigsten vorkommenden Außenparasiten. Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae) saugt nachts das Blut der Hühner und hält sich tagsüber in der direkten Umgebung der Tiere auf. Die winzigen Spinnentierchen sind im ’nüchternen‘ Zustand von gräulicher Farbe, nach Blutgenuss erscheinen sie in bräunlichem Ton.

Da die Rote Vogelmilbe erst bei massivem Vorkommen dem Menschen ‚ins Auge springt‘, ist eher das Verhalten der Hühner ein Indikator für deren Präsenz. Scheinen die Tiere unter Juckreiz zu leiden? Lässt bei den Hennen die Legeleistung nach? Gehen die Hühner des abends so spät wie möglich und ungern in ihren Stall?

All dies kann auf einen Befall der Roten Hühnermilbe hindeuten. Um den Verdacht zu sichern, bringen Sie unterseits der Sitzstangen Klebeband an. Die bei Dunkelheit zu den Hühner krabbelnden Milben bleiben teils am Klebeband hängen.

Die seltener anzutreffende Milbe im Hühnerstall ist die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum). Sie bevorzugt etwas kühlere Temperaturen als ihre Verwandte, die Rote Vogelmilbe. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist, dass sie nicht tagsüber ihren Wirt verlässt, sondern sich konstant auf dem Tier aufhält. Kleiner Tipp, schauen Sie Ihrem Huhn unter die Flügel, dort lassen sich Milben oft leicht ausmachen. Die Symptome bei Befall durch die Nordische Vogelmilbe sind ziemlich deckungsgleich mit denen der Roten Vogelmilbe. Beide Milbenarten sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten.

Ebenfalls sehr verbreitet sind Federmilben. Nicht nur Hühner werden von diesen parasitären Milben auf den Federn heimgesucht. Mit Ausnahme der Pinguine lassen sich bei jedem zweiten Vogel Federmilben nachweisen, wobei je nach Befallsdichte keine Krankheitssymptome festzustellen sind. Innerhalb der Federmilben gibt es zahlreiche Unterarten, die meist wirtsspezifisch leben. Daher ist eine Übertragung von Wildvögeln auf Hühner unwahrscheinlich.

Federmilben ernähren sich je nach Art von Hautschuppen, Federn oder dem Sekret der Bürzeldrüse. Symptome sind vermehrtes Putzverhalten und Gefiederschäden. Bei massivem Auftreten der Federmilben sind deren Eier an der Federbasis mit bloßem Auge zu erkennen, bei geringerem Befall erfolgt der Nachweis mikroskopisch. Die Federspulmilbe, welche eine Unterart der Federmilbe darstellt, legt ihre Eier in der Federspule ab. Zu ihrem Nachweis müssen die Federspulen aufgeschnitten werden. Die Federbalgmilbe kann zum Verlust von Federn führen.

Ähnlich wie die Federmilbe, so verbringt auch die Hautmilbe ihr Leben auf dem Wirtstier. Sie ist nur mikroskopisch sichtbar und verursacht Juckreiz, Schuppenbildung und gelegentlich Verlust von Gefieder. Die Hautmilbe kann ihren Wirt nicht selbsttätig aufsuchen und wird nur durch direkten Kontakt übertragen. Kalkbeinmilben, auch Grabmilben genannt, lösen die sogenannte Kalkbeinräude aus. Markant sind gräuliche Wucherungen an den Ständern. Grabmilben werden oft durch Wildvögel übertragen.

Die teils massiven Wucherungen an den Läufen und Zehen des Huhnes treten typischerweise nur vereinzelt in einer Herde auf. Das Erscheinungsbild der Kalkbeinräude ist leicht zuzuordenen, doch zum Nachweis kann Haut von den Ständern abgeschabt werden. Die Grabmilben selbst sind aufgrund ihrer geringen Größe nur unter dem Mikroskop zu erkennen.

Der blutsaugende Hühnerfloh

Hunde, Katzen, Hühner und auch Menschen werden von ihm heimgesucht, dem Floh. Der Hühnerfloh sticht auch schon mal den Menschen, obwohl wir nicht sein eigentlicher Wirt sind. Sollten Sie gestochen werden, oft im Bereich der Fesseln und Waden, so liegt der Verdacht eines Hühnerfloh-Befalles nahe. Der zu den Insekten zählende Außenschmarotzer lebt vom Blut seines Wirtes und bevorzugt ein feucht-warmes Milieu zum Gedeihen. Von Hühnerflöhen heimgesuchte Tiere zeigen vermehrt Juckreiz, Unruhe bis hin zu Schwäche aufgrund des Blutverlustes. Das blutsaugende Insekt kann mehrere Wochen ohne seinen Wirt überleben.

Federlinge

Ein weiteres, parasitär lebendes Insekt, welches Hühner befällt, ist der Federling. Mit seiner Länge von 1-6 Millimeter ist der Federling mit bloßem Auge zu sehen. Der Ektoparasit lebt vom Federstaub des Huhnes. Seine Eier sind an der Unterseite der Federn und den Federkielen als kleine, zusammengeklebte Pakete sichtbar. Federlinge vermehren sich schnell. Die Übertragung von Huhn zu Huhn verläuft oft rasant. Befallene Hühner zeigen gesteigertes Putzverhalten und Unruhe. Das Gefieder ist meist stumpf und glanzlos.

Das Huhn und Zecken

Hühner bleiben von Zecken nicht verschont. Grundsätzlich werden Schild- und Lederzecken unterschieden, wobei beide Arten das Blut der Hühner saugen. Der signifikante Unterschied ist, dass Lederzecken nur nachts den Wirt zum Blutsaugen aufsuchen, während Schildzecken sich kontinuierlich über einen gewissen Zeitraum an dem Huhn laben. Der Zeckenbiss kann beim Huhn Juckreiz auslösen. Die Bissstelle ist teilweise gerötet. Sollte neben einer Rötung auch noch eine Schwellung und Überwärmung vorhanden sein und bei Berührung der ehemaligen Bisswunde das Huhn zusammenzucken (Schmerz), ist eine Infektion der Bissstelle wahrscheinlich und bedarf sachgemäßer Behandlung. Zecken können eine Vielzahl an Bakterien und Viren übertragen.

Der Mensch ist ein möglicher Wirt der Zecken. Neben Borreliose übertragen Zecken auch das FSME-Virus. Der Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis ist ein humanpathogener Virus, der das Hirn und die menschlichen Hirnhäute befällt. Er hat für die Hühner keine Bedeutung, doch für deren Halter, so dass FSME hier skizziert wird. FSME zeigt in seiner Ausprägung ein Nord-Südgefälle und ist erst ab Bayern von Belang. In sämtlichen Gebieten mit FSME ist die verfügbare Impfung für den Menschen sinnvoll. Nach erfolgter Grundimmunisierung erfolgt eine regelmäßige Auffrischung nach einem Impfschema.

Was tun bei Ektoparasiten?

Sämtliche Außenschmarotzer des Huhnes dürfen nicht als lästige Begleiterscheinung hingenommen werden, sondern bedürfen des Handelns. Ein Teil der beschriebenen Ektoparasiten hält sich permanent auf dem Huhn auf, während sich andere Schädlinge zeitweilig in der Umgebung der Tiere niederlassen. Zuerst muss der Ektoparasit identifiziert werden. Sowohl das Huhn selbst als auch dessen Umgebung sollte inspiziert werden. Bedenken Sie bei der Behandlung, dass viele Medikamente und chemische Mittel nicht zugelassen sind, wenn das Fleisch des Tieres oder dessen Eier konsumiert werden.

Ziehen Sie im Bedarfsfall einen sachkundigen Veterinärmediziner zu Rate, welcher zudem ein Rezept für verschreibungspflichtige Medikamente ausstellen darf. Wenn nötig, werden die Mittel mit einer gesetzlichen vorgeschriebenen Wartezeit (Zeit zwischen Medikamentengabe und Konsum von Fleisch und Eiern) verabreicht. Die Bestimmungen sind unbedingt einzuhalten, um ein Übertreten des Medikamentenwirkstoffes in tierische Produkte zu vermeiden.

Der Einsatz von Kieselgur hat sich in der Praxis bewährt. Kieselgur ist ein sehr feines Pulver, das zu den Sedimentgesteinen gehört. Seine Wirkung ist rein mechanisch und seine scharfkantige Struktur ritzt die Körper der Ektoparasiten auf, so dass diese verenden. Das Pulver ist bei sachgemäßem Gebrauch für Mensch und Huhn unbedenklich. Das fossile Sedimentgestein ist ein echter Allrounder und setzt einer Fülle an Außenschmarotzern zu, allen voran der Roten und Nordischen Vogelmilbe. Kieselgur wird in der Umgebung des Tieres, sprich im Hühnerstall und Sandbad, ausgebracht. In Ausnahmefällen ist eine korrekt durchgeführte Behandlung mit Kieselgur direkt am Tier gerechtfertigt. Bedenken Sie bei der Bekämpfung von Ektoparasiten auch das Umfeld der Hühnerschar.

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Nach einer gründlichen Reinigung des Hühnerstalles stehen neben Kieselgur und Chemiekeule noch andere Optionen zur Verfügung. Das Ausbrennen als mögliche Methode eignet sich nicht für jeden Stall. Bei der Planung eines Hühnerstalles sollte die leichte Reinigung und Desinfektion der Hühnerbehausung bedacht werden. Je weniger Ritzen ein Hühnerhaus hat, desto weniger Versteckmöglichkeiten für unerwünschte Mitbewohner bietet es. Sollte in Ihrem Bestand die Kalkbeinräude ausgebrochen sein, so können Sie die befallenen Ständer des Huhnes mit Fett bestreichen. Die Grabmilben ersticken nach dieser Prozedur. Eine mehrmalige Behandlung ist meist vonnöten. Zecken werden mittels Zeckenzange (oder geschickten Fingern) entfernt und falls nötig, eine antibiotisch wirksame Salbe an der Bissstelle aufgetragen. Sollte Rezeptpflicht bestehen, kann ein Veterinärmediziner Ihnen weiterhelfen.

Zum Wohle des Huhnes

Das Auftreten von Ektoparasiten in der Hühnerhaltung ist nichts Ungewöhnliches und ist kein Indikator für mangelnde Hygiene. Mitunter werden Ektoparasiten von Neuzugängen eingeschleppt oder von Wildvögeln auf das Huhn übertragen. Neben guter Hygiene und dem konsequenten Einhalten einer Quarantänezeit bei Neuzugängen und erkrankten Tieren, hat auch die Separierung der Hühnerschar von Wildvögeln ihre Berechtigung. Falls keine Stallpflicht besteht, dürfen Hühner unter freiem Himmel laufen. Die Möglichkeit einer Ansteckung durch Wildvögel ist beim Freilauf gegeben.

Sie müssen selbst entscheiden, ob Sie Ihren Hühnern mehr Freiheit geben möchten oder das Risiko einer Ansteckung minimieren und den möglichen Kontakt zu Wildvögeln mittels engmaschiger Voliere oder Ähnlichem verhindern. Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Das Huhn ist auf die Pflege des Menschen angewiesen. Ektoparasiten kommen beim Haushuhn genauso wie bei wildlebenden Tieren vor. Hühnerhalter haben in der Hand, einem massiven Befall von Ektoparasiten vorzubeugen, zum Wohle des Huhnes.