Die neue Henne soll das Hühnervolk bereichern. Noch befindet sie sich isoliert von den Artgenossen und zur Eingewöhnung im Nachbarstall. Sie pickt geduldig ihre Körner als plötzlich das Tor öffnet. Das Abenteuer beginnt!

Schnell springt sie zu den anderen Artgenossen. Endlich frei, endlich Platz! Sie gackert, was das Zeug hält und fühlt sich sichtlich wohl. Am Abend sucht sie müde und erschöpft ein Plätzchen auf der Stange, doch kein Huhn rückt zur Seite. Im Gegenteil! Der Horror beginnt, denn alle hacken auf sie ein. Mit Mühe und Not kämpft sie sich frei und findet schließlich einen Platz zwischen zwei älteren Hennen in den vorderen Reihen. Was das zu bedeuten hat, erklären wir Ihnen innerhalb des nachfolgenden Textes.

Was ist eine Rangordnung?

Die Rangordnung, auch Hackordnung genannt, kommt in der Tierwelt häufig vor. Sie legt den jeweiligen Stand eines Tieres im Sozialgefüge der Gruppe fest. Bei Hühnern sind die Handlungen dabei am stärksten ausgeprägt. Sie hacken sich gegenseitig mit Schnabel und Krallen, wobei ranghohe Hühner auf rangniedrige Artgenossen losgehen. Welches Tier welche Position in der Hierarchie einnimmt, bestimmen meist Charakter, Körpergröße oder Kammfarbe. Die resoluten und somit ranghöheren Hühner sichern sich auf diese Weise die besten Schlafplätze oder dürfen zuerst zum Futter.

Wozu brauchen Hühner eine Rangordnung?

Wir Menschen leben in einer vielschichtigen Gesellschaft, deren Zusammenleben innerhalb und außerhalb dieser sozialen Gruppen Regeln und Bestimmungen prägen.

Jeder Mensch kann sich entfalten, muss aber bestimmte Grundsätze einhalten: Einerseits für sinnvoll erachtet, erschweren diese oftmals das eigentliche Problem.

Fakt ist aber: Ohne geordnete Verhältnisse oder auch vorherbestimmte Festlegungen würde unser Miteinander im Chaos enden!

Ähnlich dessen ist auch die soziale Struktur des Huhnes aufgebaut. Psychologisch gesehen unterliegt sein Verhalten einem sich ständig wiederholendem Muster, welches genetisch bedingt ist.
Ziel und Zweck der Rang- beziehungsweise Hackordnung der Hühner ergeben sich hauptsächlich aus drei wichtigen Punkten:

Sicherung des Fortbestandes

Ranghohe Hühner sind besonders robust und durchsetzungsfähig. Da sie meist zuerst an Nahrung und Flüssigkeit gelangen, ist gleichzeitig auch der Artenbestand gesichert.

Ranghohe Hühner beschützen ihre Gruppe

Hühner mit höherer Stellung erfreuen sich nicht nur an einem Vorzugsleben. Ihnen obliegen zudem wichtige Pflichten. Hühner in der freien Natur müssen die Gruppe gefahrlos zu geeigneten Futterplätzen führen. Im Notfall gilt es, den Feind abzuwehren.

Reduzierung unnötiger Streitigkeiten

Sobald die Rangordnung geklärt ist, bedarf es auch keinerlei kräftezehrender Kämpfe um Trinkstellen und Futterplätze. Die in der Hierarchie ganz oben stehenden Hühner können somit ihre Mahlzeiten genießen.

Aufbau der Rangordnung

Die Rangordnung innerhalb der Schar wird generell von oben nach unten festgelegt. Demzufolge steht der Hahn an oberster Stelle. Weiterhin zählt eine Altersschichtung, wobei ältere Tiere deutlich über ihren jüngeren stehen. Junghennen wagen es kaum, sich mit den „lebenserfahrenen“ Althennen anzulegen.

Hahn – Boss der Hühnerschar

Grundsätzlich kann sich der Hahn als Chef der Gruppe bezeichnen. Er steht rangmäßig am höchsten. Sind die Hennen deutlich älter als er, muss er sich ihnen gegenüber auch erst behaupten. Nicht immer ist die Akzeptanz sofort vorhanden.

Der Hahn steht zuerst am Futtertrog. Sein Schlafplatz befindet sich stets in der Mitte der Sitzstange, wobei er rechts und links von ihm die Gesellschaft der obersten Hennen genießen darf. Rangniedrige Hennen nutzen die vorderen Plätze.

Hühner, Hennen, Oberhenne

Die Charakter Unterschiede der Hühnerrassen sind besonders zu beachten.Werden dem Hühnervolk mehrere Tiere gleichzeitig zugeführt, tragen diese ihre Rangstellung unter sich aus. Sie hacken sozusagen linear auf einer Ebene. Ist diese Ordnung hergestellt, beginnt die Auswahl der dominanten Hennen. Das geschieht kurioserweise ohne Willkür, sondern ist abhängig von bereits gemeisterten Kämpfen, vom Alter oder einer eventuellen Bewunderung durch den Hahn. Die ranghohen Hennen besitzen ein selbstsicheres Auftreten, zeigen Kampfbereitschaft und Ausdauer. Ebenso tragen kräftige Körperstatur und Gefiederfärbung zur Auswahl bei.

Eine bestehende Rangordnung bleibt ewig unverändert. Erkrankt jedoch das Oberhuhn oder ist es anderweitig geschwächt, beginnen die Machtkämpfe von vorn. Ansonsten zollen die niederen Hennen den Oberhennen stets Respekt.

Kleine Küken ganz groß!

Für die Jüngsten der Schar beginnt das Kämpfen bereits im Alter von wenigen Wochen. Allerdings handelt es sich dabei noch um spielerische Kampfhandlungen, die nur kurzzeitig andauern. Beobachtungen lassen jedoch erkennen, dass sich auch hier kleinere Rivalitäten andeuten. Stärkere Tiere schuppsen und hacken, einige widersetzen sich, andere geben sofort auf. Der Kampf ist entschieden. Die Anführer der Kleinsten haben das Sagen, zumindest für die nächste Zeit!

Hilfreiche Tipps zur Eingewöhnung

Neuling mit System eingliedern!

Neu in der Hühnerschar bedeutet oftmals Horror pur. Als Prügelknabe der Artgenossen rutscht es schnell an das unterste Ende der Ordnungsreihe. Will man das vermeiden, bietet sich die Möglichkeit, mit einem separaten Eingewöhnungsraum. Nach und nach bringt man die anderen Hennen einzeln dorthin. Zuerst die schwachen, dann die jungen Artgenossen. Bei dieser Variante kann der Neuling bereits das eine oder andere Huhn besiegen und erlangt somit innerhalb der kompletten Gruppe einen besseren Start.

Nachts sind selbst die Hühner „grau“!

Wollen Sie Neuankömmlinge in die Herde bringen, sollte das mitten in der Nacht erfolgen. Ganz unauffällig werden die Hühner in den Stall gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tiere deutlich inaktiver als am Tage und können sich somit schneller an die neuen Artgenossen gewöhnen!