Nach der Entscheidung, sich Hühner anzuschaffen, kommt bald schon die Überlegung, ob man besser Rassehühner oder ein Hybridhuhn hält.
Oft spukt noch der Irrglaube in manchen Köpfen rum, Hybriden seien robuster als Rassehühner. Die hohe Legeleistung bzw. der Fleischansatz beim Masthuhn machen den Gedanken, ein Hybridhuhn zu halten durchaus nochmal attraktiver.
Doch was sind überhaupt Rassehühner und was sind Hybridhühner?
Hybridhuhn
Ein Hybridhuhn ist ein industriel gezüchtetes Hochleistungshuhn, das seit Mitte des letzten Jahrhunderts speziell auf hohe Eierleistung bzw. viel Fleisch ausgelegt ist.
Diese Hühner trage Namen wie Lohmannhuhn, Tetra, Leghorn, Blausperber oder Königsberger.
Hier werden kontrolliert verschiedene Hühnerrassen miteinander gekreuzt um das Maximum an Ertrag zu bekommen. In der Vergangenheit hat dies teilweise dazu geführt, dass verschiedene Rassen miteinander verpaart wurden, deren Erbgut nicht miteinander harmoniert.
Diese Hühner können dann zwar mehr Eier legen und mehr Fleisch ansetzten, sind aber anfällig für Krankheiten.
Rassehuhn
Auch echte Rassehühner sind grundsätzlich Mischlinge. Hier wird allerdings nicht wahllos gemixt, sondern darauf geachtet, dass nur Tiere miteinander gekreuzt werden, bei denen es auch Sinn macht. Bei Rassehühnern wird zudem mit Fremdblut gekreuzt um Erberkrankungen und Inzucht zu verhindern.
Es gibt weltweit ca. 2000 verschiedene Hühnerrassen, europaweit sind es noch ca. 180 verschiedene Rassen. Eine Übersicht über die Rassen findet ihr in unserer Rassenvorstellung.
Ziel der Hühnerhaltung
Möchte man sich Hühner anschaffen, muss man sich in erster Linie überlegen, in welche Richtung die Haltung gehen soll.
Hobby Hühnerhaltung:
Möchte man seine Hühner liebhaben, ein paar Eier für den Eigengebrauch haben und sonst das Huhn Huhn sein lassen ist man sicherlich mit Rassenhühnern bestens bedient.
Die Tiere sind relativ anspruchslos, werden je nach Rasse schnell zahm und erfreuen mit ihren unterschiedlichen Charakteren und ihrem tollen Aussehen.
Haltung zur Selbstversorgung:
Möchte man sich mit den eigenen Eiern und dem Fleisch der Hühner selbst versorgen, sollte man sich überlegen wie groß der Bedarf ist. Nicht immer muss man hier auf die typischen Hybrid Mast- bzw. Legehühner zurückgreifen.
Ist der Eigenbedarf nicht allzu groß, sind auch die typischen Rasse Zweinutzungshühner sehr beliebt.
Masthuhn, Legehuhn, Zweinutzungshuhn
Neben den Hybrid Masthühnern, die des Fleisches wegen gezüchtet werden und den Hybrid Legehennen, die hauptsächlich wegen hoher Legeleistung begehrt sind, gibt es noch die sogenannten Zweinutzungshühner.
Dies sind in der Regel Rassehühner, welche eine recht hohe Legeleistung und guten Fleischansatz über eine längere Mastzeit aufweisen.
Mittlerweile stehen immer mehr Menschen den Industriebetrieben kritisch gegenüber. Sie denken um und sind mehr am Tierwohl interessiert als an Massenkonsum. Für diese sind Zweinutzungshühner eine tolle Alternative.
Die beliebte Rassen sind z.B. Sulmtaler, Vorwerk, Marans, Bielefelder Kennhühner, Mechelner, Australorps usw.
Legeleistung im Hühnerleben
Rassehühner legen über mehrere Jahre (oft bis zum 5. Lebensjahr oder länger) zuverlässig Eier.
Mit steigendem Alter nimmt die Legeleistung allerdings immer weiter ab.
Vor der Anschaffung eines Huhnes sollte man beachten, dass jede Rasse eine unterschiedliche Legeleistung hat. Diese kann zwischen 100 (z.B. Seidenhuhn) und 230 (z.B. Bielefelder Kennhuhn) Eiern pro Jahr variieren.
Legehybriden hingegen haben eine Legeleistung von ca. 300 oder mehr Eiern pro Jahr, allerdings lässt ihre Legeleistung schnell nach. Schon im zweiten Jahr sind die Tiere durch die hohe Eieranzahl ausgelaugt.
Krankheitsanfälligkeit
Natürlich kann es bei allen Tieren mal zum Schnupfen, Ballenabszessen oder auch Kropfverstopfungen, kommen.
Grundsätzlich sind Rassehühner bei artgerechter Haltung jedoch sehr robust und wenig krankheitsanfällig. Dies kommt nicht zuletzt durch die ständige Blutauffrischung bei der Zucht.
Bei den Hybridhuhn Mast- und Legehühnern sieht es leider etwas anders aus.
Während Legehybriden durch die massive Anzahl an Eiern schnell mit Legedarmproblemen zu kämpfen haben, leiden Masthühner wiederum durch ihr starkes Gewicht, welches sie sehr schnell zulegen, oft unter Erkrankungen des Skelettsystems sowie an Muskel- und Gelenkerkrankungen.
Lebenserwartung
In Massentierhaltung werden Legehybriden meistens nach einer Legeperiode entsorgt. Dies entspricht etwa einem Jahr Lebenszeit. In der Hobbyhaltung haben die Tiere eine Lebenserwartung zwischen 3 und 4 Jahren.
Hybrid Masthühner sind wegen ihrem hohen Gewicht sehr eingeschränkt in ihrer Bewegung und sollten daher rechtzeitig geschlachtet werden. In der Massentierhaltung werden diese Tiere daher bereits nach ca. 5 Wochen geschlachtet, ein Hobbyhalter sollte da s Tier nach ca. 5 Monaten schlachten.
Rassehühner werden bei guter, artgerechter Haltung gerne zwischen 5 und 7 Jahre oder älter.
Haltungsbedienungen und Fütterungsansprüche
Hühner, welche speziell für wirtschaftliche Lege- und Mastbetriebe gezüchtet wurden, haben entsprechende Anforderungen an Fütterung und Haltung.
In industriellen Betrieben gibt es speziell aufeinander abgestimmte Licht- und Fütterungsprogramme, die für perfekte Ergebnisse an Eiern und Fleisch sorgen.
In der Hobbyhaltung ist darauf zu achten, dass Hybrid Legehennen exakt auf diese Tiere abgestimmtes Hochleistungsfutter erhalten. Dieses muss einen hohen Eiweiß- und Calciumgehalt aufweisen.
Mit Grünfutter oder Küchenabfällen sollte man sehr vorsichtig sein, da Hybridhühner dieses oftmals nicht vertragen.
Hybrid Masthühner erhalten kohlehydratreiche Futtermittel wie Mais, Weizen und Gerste.
Beim Rassehuhn ist darauf zu achten, dass es ausreichend ausgewogenes Hühnerfutter bekommt, am besten in Pelletsform.
Nebenher holen sich diese Hühner alles was sie sonst brauchen aus der Natur. Frisches Gras, Kräuter wie Beifuß, Sauerampfer, Klee oder Löwenzahn, Würmer und Käfer sowie ausreichend Kiesel um das Futter im Kropf zu zerkleinern.
Kosten für Anschaffung und Haltung
Hybridhühner benötigen zwingend ein speziell auf deren Bedürfnisse abgestimmtes Futter (Lege- oder Mastfutter)
Nachwuchs bzw. Neubestand kann nicht selbst nachgezüchtet werden und muss daher käuflich erworben werden.
Rassehühner sind nicht ganz so anspruchsvoll wie Hybridhühner. Hier reicht in der Regel normales ausgewogenes Hühnerfutter. Gleichzeitig können hier Küchenabfälle in Maßen verfüttert werden.
Neubestand oder Nachwuchs kann selbst nachgezüchtet werden.
Nachwuchs und Zucht
Zur Zucht eignen sich nur Rassehühner.
Hybridhühner sind speziell für den Einsatz in der Geflügelproduktion gezüchtete Tiere. Hier handelt es sich um Kreuzungen, welche nicht mit den definierten Eigenschaften weitergezüchtet werden können.
Aus rein ethischen Gründen sollten man sowieso darauf verzichten und sich Rassehühnern widmen, die keine vorprogrammierten Krankheiten wie Legedarmproblemen oder Gelenkschädigungen aufweisen.
Außerdem sind alte Rassen oft vom Aussterben bedroht, da diese Tiere durch die steigende „Geiz ist geil“ Mentalität der Menschheit nicht mehr „ausreichen“.
Sind Hybridhühner überhaupt für die Hobbyhaltung geeignet?
Natürlich kann man auch als Hobbyhalter Hybridhühner halten.
Allerdings sollte man sich hier über die Besonderheiten eines Mast- oder Legehuhns informieren.
Meist sind diese Hühner bereits nach einem Jahr so ausgezehrt, dass sie extrem krankheitsanfällig werden oder unter Umständen auch sehr früh sterben. Aus diesem Grund werden die Legehybriden aus industrieller Haltung nach der ersten Saison bereits entsorgt und neue geholt.
Masthühner werden bereits mit Erreichen des Mastgewichts von ca. 2,2 kg nach ca. 35 Tagen geschlachtet.
Wem es ein Bedürfnis ist, einem Hybridhuhn aus industrieller Haltung ein schönes, restliches Leben ohne Zwang zu schenken, der kann sich bei diversen Vereinen wie beispielsweise dem Verein „Rettet das Huhn“ melden, die Legehennen, welche sonst zum Schlachter kommen, vom Betrieb abholen und an Menschen mit Plätzen auf Lebenszeit weitervermitteln.
Die Vereine helfen auch bei Fragen zur Haltung, etc. weiter.
Gerettete Hybriden danken einem die Rettung mit einem sehr vertrauensvollen Wesen, einer ausgeprägten Neugierde und ausreichend Eiern für den Eigenbedarf.
Ein paar dieser Tiere in einem Rassebestand mitlaufen zu lassen ist eine gute Mischung. Man tut etwas für den Rasseerhalt und hat gleichzeitig ein paar ausrangierten Legehennen ein zweites Leben geschenkt.