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Hilfe, meine Hühner verhalten sich anders. Haben sie sich vielleicht eine Krankheit eingefangen und falls ja, ist es etwas schlimmes? Diese Gedanken kennt leider fast jeder Hühnerhalter.

Damit schnell Klarheit herrscht, zeigen wir euch im Folgenden, woran ihr eine Erkrankung erkennen könnt. Ebenso erfahrt ihr auch, welche Hühnerkrankheiten es gibt, unter welcher Krankheit eure Tiere leiden und wann ihr einen Tierarzt braucht.

Krankes Huhn erkennen

Bevor wir uns den Hühnerkrankheiten selbst widmen, schauen wir uns an, wann ein Huhn wirklich krank ist. Selbstverständlich variieren die Symptome bei den verschiedenen Krankheiten, jedoch lässt sich am Gesamteindruck schnell erkennen, ob es dem Huhn gut geht.

Typische Erkennungsmerkmale einer Hühnererkrankung

Im Folgenden findet ihr eine Übersicht der typischen Symptome einer Hühnerkrankheit. Wichtig ist es, keines der Symptome überzubewerten, sondern sich mit Hilfe dieser Punkte ein Gesamtbild über das Huhn zu verschaffen.

  • Verringerte/keine Futteraufnahme:
    Das Tier frisst weniger oder nicht und magert zusehends ab.
  • Passives Verhalten:
    Das Tier verhält sich zunehmend passiv, oftmals zieht es sich auch aus der Gruppe zurück.
  • Untypischer Bewegungsablauf:
    Ein hinkender Gang, eine schonende Haltung, eine abnormale Flügelstellung oder ähnlich untypische Bewegungen.
  • Menschenscheue:
    Insbesondere bei zahmen Tieren lässt sich schnell erkennen, dass Sie den Kontakt zum bekannten Menschen zunehmend meiden.
  • Nachlassende Legeleistung:
    Eine nachlassende Legeleistung kann viele, auch nicht krankheitsbedingte, Auslöser haben. Sie sollte daher nur als weiteres Indiz und in Kombination mit anderen Symptomen als Krankheitsindikator verwendet werden!
  • Mattes und aufgeplustertes Gefieder:
    Der bekannte Glanz des Gefieders lässt nach. Dies ist in der Regel auf den ersten Blick zu erkennen.
  • Trübe oder rote Augen:
    Mit einem Blick in die Augen des Huhnes lässt sich oftmals schnell erkennen, ob das Huhn wirklich fit oder eher etwas apathisch ist.
  • Atemgeräusche:
    Mit einem offenen Ohr lassen sich untypische Atmungsgeräusche aus der Nase, den Nebenhöhlen oder auch den Bronchien und Lungen schnell erkennen.

Achtung: Dabei ist zu beachten, dass die Hühner ursprünglich Wildtiere waren. Da schwache Hühner in der Natur meist zur einfachen Beute von Fressfeinden wurden, versuchen die Tiere nach wie vor eine Erkrankung möglichst lange zu verstecken!

Achtung Glucke

Eine gluckende Henne kann auf der ersten Blick ebenfalls mit einem kranken Henne verwechselt werden. Hierbei haben wir schon von den abenteuerlichsten Behandlungen bis hin zur Notschlachtung gehört, dabei war die Henne eigentlich kerngesund und hat lediglich gegluckt.

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Gut erkennbare Glucke, dieses Henne ist nicht krank!

Damit euch dies nicht passiert, gilt es auch auf die typischen Merkmale einer Glucke zu achten und diese falls gewünscht zu entglucken.

Erkennungsmerkmale einer Glucke:

  • Henne sitzt im Nest und verlässt diese nicht mehr.
  • Die Sitzhaltung ist breiter als üblich.
  • Beim Versuch ins Nest zu greifen/die Eier zu entnehmen reagiert sie aggresiv/verteidigend
  • Die Henne gibt gluckende Laute von sich
  • Im Brustbereich befindet sich eine federfreie Stelle
  • Der Kothaufen ist deutlich größer und stinkender als üblich

Krankheit bestimmen

Nachdem ihr festgestellt habt, dass es eurem Huhn oder euren Hühnern nicht gut geht, geht es darum, die genaue Erkrankung festzustellen. Hierfür haben wir die verschiedenen Hühnerkrankheiten in unterschiedliche Gruppen unterteilt, so dass ihr euch einfacher orientieren könnt.

Mechanische Erkrankungen

Mechanische Erkrankungen wie Verstauchungen, Brüche oder auch Ballenabszesse lassen sich durch einen untypischen Bewegungsablauf erkennen.

Sie entstehen meist durch Stürze, scharfe Kanten, spitze Gegenstände und Dornen oder sonstige nicht tiergerechte Stellen im Haltungsbereich.

Hinweis: Insbesondere bei offenen Wunden kann es auch schnell zu einer Infektion kommen, wodurch die Tiere an Fieber und dadurch an weiteren der oben aufgeführten Symptome leiden können.

Neben der Behandlung des Tieres ist es daher immer wichtig, die Ursache der Verletzung zu erkunden und zu beseitigen!

Macht das Tier einen recht fitten Eindruck, frisst jedoch nicht mehr, so sollte sichergestellt werden, dass keine Kropfverstopfung vorliegt.
Wie ihr bei einer der Mechanische Erkrankungen am besten vorgeht, erfahrt ihr in unserem Artikel zur entsprechenden Verletzung:

  • Verstauchungen und Brüche
  • Ballenabszess
  • Kropfverstopfung

Parasitenbefall

Ein Parasitenbefall lässt sich meist sehr einfach am Huhn oder auch am Stall erkennen. Abhängig von den jeweiligen Parasiten, gilt es dabei, verschiedene Bereiche des Huhns zu untersuchen. Parasiten wie Federlinge, die rote Vogelmilbe oder auch den Hühnerfloh lassen sich sowohl im Gefieder wie auch in Ritzen und Nischen im Stall sowie im Legenest erkennen.

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Typische, gut erkennbare Federlingsneste sind ein deutliches Anzeichen für einen Federlingsbefall

Andere Parasiten wie die Fußräudemilben (auch als Kalkbeine bekannt) greifen die Füße der Hühner an und lassen sich hier ebenso einfach erkennen.

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Ebenfalls gut erkennbarer Fußräudemilben (Kalkbeine) Befall

Neben den äußeren Parasiten gibt es jedoch auch innere Parasiten wie Würmer und Kokzidien. Doch auch ein Befall mit inneren Parasiten lässt sich selbst erkennen. Hierbei ist der Hühnerkot ein super Indiz, welcher sich im Zweifelsfall auch einfach vom Tierarzt untersuchen lässt.

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Hühnerkot mit starkem Bandwurmbefall

Was alle Parasiten vereint ist, dass Sie sich vom Huhn ernähren und damit das Tier schwächen. Ebenso ist in der Regel die komplette Hühnerschar betroffen, auch wenn der Befall im ersten Moment oftmals nur bei den älteren oder schwächeren Hühnern vermutet wird.

Mit zunehmender Befallsstärke verlieren die Hühner mehr und mehr an Energie, was unter Umständen auch zum Tode führen kann. Um den Tieren unnötige Plagen zu ersparen, gilt es, bei einem Parasitenbefall schnell und umfassend zu reagieren!

Wie ihr die entsprechenden Parasiten genau erkennt und bekämpft erfahrt ihr auch hier in den entsprechenden Artikeln zu den jeweiligen

Übersicht der Parasiten:

Virale und Bakterielle Erkrankung

Eine virale oder auch bakterielle Hühnererkrankung führt oftmals dazu, dass die Hühner angeschlagen wirken. Ihnen fehlt die Energie, sie ziehen sich mehr zurück und mit zunehmender Erkrankungsdauer fressen sie auch weniger und die Legeleistung sinkt.

Das Tückische an den viralen und bakteriellen Erkrankungen ist, dass oftmals zu Beginn nur ein Huhn betroffen ist. Bevor wir die Erkrankung jedoch wirklich erkennen und behandeln können, greift Sie bereits auf andere Hühner über, so dass rasch der komplette Bestand befallen sein kann. Es ist daher extrem wichtig, auffällige Tiere umgehend zu separieren!

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Separierte Henne mit guter Versorgung. So wird die Krankheitsübertragung verhindert und das kranke Tier geschützt!

Wirken die Hühner angeschlagen und es lassen sich keine Parasiten erkennen, welche dafür verantwortlich sein können, so sollte auf jeden Fall eine virale oder bakterielle Erkrankung in Betracht gezogen werden.

Da aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr ein schnelles Handeln wichtig, die richtige Deutung der entsprechenden Hühnerkrankheit schwieriger und für die Behandlung zudem oftmals verschreibungspflichtige Medikamente notwendig sind, gilt es hier direkt einen Tierarzt mit zu Rate zu ziehen. Auch wenn sich dabei einmal herausstellt, dass eine Erkrankung vielleicht auch ohne den Tierarzt möglich gewesen wäre. So ist dies allemal besser als das Sterben mehrerer Tiere aufgrund einer zu langen Wartezeit!

Im Folgenden findet Ihr eine Übersicht der viralen und bakteriellen Erkrankungen. In den jeweiligen Artikel erfahrt ihr mehr zu den Hintergründen der jeweiligen Hühnerkrankheiten und wie ihr die Behandlung unterstützen könnt. Wie erwähnt, sollte der Tierarzt jedoch umgehend mit zu Rate gezogen werden. Für den Fall, dass dies nicht möglich ist, findet ihr in vielen der Artikel auch Hinweise zur eigenen “Notfallbehandlung”.

Übersicht bakteriellen Erkrankungen:

Übersicht viralen Erkrankungen:

Was tun mit dem kranken Huhn?

Zeigt ein Huhn Auffälligkeiten, so ist es super, dass ihr diese bereits erkannt habt! Nun gilt es als Erstes herauszufinden, warum sich das Huhn auffällig verhält und ob eine Krankheit dafür verantwortlich ist, am besten haltet ihr euch dabei an die Erkennungsmerkmale, welche ihr unter “Krankheit bestimmen” findet.

Nachdem Ihr die Ursache festgestellt habt, geht es nun darum festzustellen, ob das auffällige Huhn separiert werden muss. Dies ist der Fall, wenn eine ansteckende Erkrankung oder auch ein Parasitenbefall, welcher auf die anderen Hühner übergreifen könnte, vermutet wird. Ebenso können offene Wunden oder andere auffällige Stellen fremde Hühner dazu animieren nach dem erkrankten Huhn zu picken, was ebenfalls ein Separieren notwendig macht!

Hinweis: Ist man sich unsicher, so sollte man auch Nummer sicher gehen und das Huhn sicherheitshalber lieber separieren!

Neben dem Schutz geht es ebenso darum, das Huhn schnellstmöglich wieder fit zu bekommen. Neben der Behandlung sollte natürlich immer dafür gesorgt werden, dass das Huhn ausreichend Wasser und Futter bekommt.

Auch die Gabe eines Vitamin Präparates über das Trinkwasser ist empfehlenswert. Hierdurch wird zum einen die Heilung des erkrankten Huhn oftmals gefordert, zum anderen fordert es auch die Immunabwehr der gesunden Hühner so dass sich ansteckende Krankheiten oftmals schneller in den Griff bekommen lassen!

Wann brauche ich einen Tierarzt?

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Fragen wir 5 Hühnerhalter, so bekommen wir auf diese Frage 5 verschiedene Meinungen. Während der eine sofort beim ersten Anzeichen einen Tierarzt aufsucht, ist der Tierarzt für den anderen oftmals der allerletzte Ausweg, nachdem sämtliche Eigenversuche fehlgeschlagen haben.

Wir haben euch im Folgenden daher einige Merkmale für die notwendige ärztliche Behandlung aufgelistet, bei welchen es aus unserer Sicht auf jeden Fall umgehend zum Tierarzt gehen sollte:

Merkmale für die notwendige Tierarzt Behandlung:

  • Ich kann die Krankheit nicht sicher bestimmen
  • Ich kann die Krankheit nicht selbst behandeln
  • Meine Behandlung schlägt nicht wie gewünscht an
  • Es besteht eine Ansteckungsgefahr für die weiteren Hühner
  • Das Huhn leidet

Vorbeugung gegen Krankheiten

Nachdem wir uns nun ausführlich mit den Krankheiten und deren Behandlung beschäftigt haben, wollen wir uns im Folgenden ansehen, wie wir diese bereits im Voraus vermeiden können, denn die meisten Hühnerkrankheiten sind durch eine entsprechende Vorsorge vermeidbar!

Hygiene, Sauberkeit und Sicherheit

Eine entsprechende Hygiene und Sauberkeit sollte der Grundanspruch eines jeden Hühnerhalters sein. Hierzu gehören die täglichen Reinigungsarbeiten (Kotbrett, Tränken etc.) sowie natürlich auch das regelmäßige Erneuern der Einstreu.

Darüber hinaus gilt es den kompletten Haltungsbereich und insbesondere den Stall regelmäßig auf Parasiten (Milben, Flöhe etc.) sowie auch auf Gefahrenstellen (scharfe Gegenstände, Herausstehende Nägel etc.) zu untersuchen.

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Ausreichender Auslauf und Stallgröße

Ein überbesetzter Hühnerstall oder Freilauf neigt nicht nur sehr schnell zum Verdrecken und damit als Herd für Viren, Bakterien und Parasiten. Der zu geringe Platz sowie zu wenig Zeit im Freilauf führt bei den Hühnern auch zu Verhaltensauffälligkeiten, welche sich in Federpicken oder auch Kannibalismus ausdrücken können.

Hinweis: Auch die Sonnenstrahlen sind speziell für die Hennen sehr wichtig. Die Hennen benötigen Sie, um das für die Calciumaufnahme so wichtige Vitamin D3 zu erzeugen! Eine zu geringe Zeit im Freien kann daher nicht nur zu unglücklichen Hühnern, sondern auch zu Problemen wie Windeiern führen!

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Zu kleiner Hühnerstall

Ausgewogene Ernährung

Wie bei allen Lebewesen gilt auch bei den Hühnern, “man ist, was man isst”. Damit die Hühner wirklich gesund sein können, benötigen Sie auch hierfür die richtige Grundlage. Ein hochwertiges und ausgewogenes Hühnerfutter sollte daher ebenfalls eine Selbstverständlichkeit für uns Hühnerhalter sein.

Auf was es bei einem solchen Futter ankommt und wie dieses in den entsprechenden Jahreszeiten angepasst werden sollte erfahrt ihr im Artikel “das ideale Hühnerfutter

Vergesellschaftung neuer Hühner

Das Integrieren neuer Hühner in unsere gesunde Hühnerschar stellt immer eine größere Gefahr dar. Selbst wenn wir die neuen Hühner zuvor in Ihrer bisherigen Haltung begutachten konnten (was leider oftmals nicht möglich ist), so können wir doch nicht sicher wissen, ob die neuen Mitbewohner ggf. eine Erkrankung oder einen Befall mitbringen.

Um das Risiko möglichst gering zu halten, sollten die neuen Hühner daher in den ersten 2 Wochen separiert und doch in Sichtkontakt (dies schafft bereits eine gewisse Vertrautheit zwischen den Tieren) zur bisherigen Hühnerschar gehalten werden!

Kontakt zu Wildvögeln

Wildvögel sind ebenfalls immer eine große Gefahrenquelle für Hühnerkrankheiten. Dabei beschränkt sich die Gefahr nicht nur auf die Vogelgrippe und die damit zusammenhängende Stallpflicht. Auch andere Krankheiten und insbesondere Parasiten können von den Wildvögeln übertragen werden.

Wildvogelgeschützer Hühnerstall mit Voliere

Da wir den Wildvögeln natürlich nicht sagen können, dass sie bei uns nicht landen sollen, ist es wichtig, ihnen unseren Hühnerbereich nicht zusätzlich schmackhaft zu machen. Für uns heißt das, dass Hühnerfutter, Frischwasser und sonstige Leckereien nicht offen im Freilauf, sondern in einem geschützten Bereich oder im Hühnerstall stehen sollten. Ebenso sollten natürlich auch keine Vogelhäuschen oder Vogelfutterstationen in unmittelbarer Nähe der Hühner stehen!

Tipp: Eine Lamellenvorhang bietet einen klasse Schutz vor den Wildvögeln. Zum einen lernen die Hühner sehr schnell, wie man hindurch kommt, zum anderen bildet er für die Wildvögel ein unüberwindbares Hindernis!

Impfungen und Entwurmung

Auch bei den Hühnern selbst, sollte gegen einen Krankheitsbefall vorgebeugt werden. Hierbei gilt es insbesondere die Impfpflicht gegen die Newcastle-Krankheit zu beachten. Des Weiteren kann auch eine Impfung gegen Marek, Coccidiose sowie Laryngotracheitis (ILT) und Bronchitis sinnvoll sein.

Neben der Impfung sollten die Hühner zudem eine regelmäßige Entwurmung erhalten. Da der Versuch die Tiere wurmfrei zu halten nahezu unmöglich ist (schon das Fressen eines Insektes, eines Regenwurms oder einer Schnecke im Freilauf kann für einen Wurmbefall ausreichen), gilt es den Würmern regelmäßig entgegenzuwirken.

Hierzu können Mittel wie Knoblauch und Apfelessig dabei helfen, das Darmmileu etwas saurer und damit wurmunfreundlicher zu gestalten, zusätzlich sollte eine richtige Entwurmung mit Mittel wie Flimabend 4x jährlich durchgeführt werden.