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Ein Hahn ist auf dem Hühnerhof nicht nur schön anzusehen, er bringt auch Ordnung und Sicherheit in die Hühnerschar. Passiert es jedoch das er gegen Menschen aggressiv wird, so wandelt sich die Freude an ihm schnell in Verärgerung oder gar Angst.

Doch kein Hahn ist absichtlich böse, vor allem nicht gegen Menschen. Deshalb gilt es zuerst herauszufinden, was die Aggression auslöst. Auf dieser Grundlage können wir dann mit dem richtigen Herangehen das aggressive Verhalten abstellen.

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Mögliche Ursachen für aggressives Hahn Verhalten

Ein Hahn trägt aus seiner Sicht die Verantwortung für seine gesamte Hühnerschar. Wie ernst er diese Rolle nimmt und ob er dabei auch gegen Menschen aggressiv wird, hängt von mehrere Ursachen ab:

1. Die soziale Rollen

Für Hähne ist es wichtig der ranghöchste Hahn in der Hühnerschar zu sein, denn nur dieser darf die Hennen treten und sich somit fortpflanzen. Der Drang diesen Rang zu erreichen beginnt dabei schon als Junghahn und endet erst im hohen Alter mit dem Tod.

In der freier Wildbahn erreicht ein Hahn die angestrebte Führungsrolle nur dann, wenn er sich als Stärkster erfolgreich gegen alle Konkurrenten durchsetzen kann. Doch der Hahn muss sich die Vormachtstellung nicht nur erkämpfen, er muss sie zudem auch ständig gegen neue Konkurrenten verteidigen. Durch diese Hahnenkämpfe stellt die Natur sicher, dass sich nur die Hähne mit den besten Genen fortpflanzen.

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Die Rangkämpfe sind auch der Grund weshalb sich die Hähne bei Hahnenkämpfen attackieren.

Ein Problem entsteht dabei oftmals bei Hähnen aus Handaufzucht, denn bei diesen findet die Prägung unmittelbar nach dem Schlupf im Inkubator und somit beim Erstkontakt mit dem Züchter statt.

Aufgrund dieser Fehlprägung sind wir als Menschen für handaufgezogene Hähne also nicht artfremd, sondern Teil ihres sozialen Umfeldes. Dadurch bedingt kann es vorkommen, dass der Hahn uns Menschen als Kontrahenten um seine Führungsposition wahrnimmt und uns daher zum Kampf herausfordert.

Ein Hühnerkauf ist immer Vertrauenssache.
Zu viel menschliche Nähe bei der Aufzucht eines Hahns führt später zu Problemen

2. Schutzinstinkt des Hahn

Des weiteren sind Hähne in der Hühnerschar für den Schutz verantwortlich. Sie kräht dabei nicht nur um die Hennen vor Gefahren zu warnen, sondern beschützen sie auch mit allen Kräften vor Angreifern.

Nimmt ein Hahn uns dabei als Gefahr für seinen Hühnerschar war, so wird er alles unternehmen um uns von dieser fernzuhalten.

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3. Schlechte Erfahrungen

Habt ihr euren Hahn nicht selbst aufgezogen, sondern ihn erst als Junghahn oder gar ausgewachsen aufgenommen? Dann ist es möglich, dass er vorher bereits schlechte Erfahrungen mit Tritten oder gar Schlägen durch Menschen gemacht hat.

Durch diese Erfahrung stellen Menschen bei jedem Auftauchen in der Nähe der Hühnerschar für ihn eine Gefahr dar. Da der Hahn seine Hühnerschar schützen will, tritt er uns nun als erkannten Gefahr sehr vehement entgegen und versucht uns zu vertreiben.

4. Genetische Anlagen

Je nach Zuchtgebiet und genetischer Abstammung sind manche Hähne aggressiver als andere. Generell zeigen sich orientalische Rassen sanftmütiger als die vom Bankivatyp.

Erstaunlicherweise finden sich unter Hähnen aus ehemaligen Kampfhahnlinien eher weniger aggressive Exemplare.

Hinweis: Besonders aggressive Hähne werden unter Hühnerzüchtern als „Menfighter“ bezeichnet.

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Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, so sind beispielsweise die Hähne der moderne englischen Zwerg-Kämpfer nicht für ihre Aggressivität bekannt.

Folgen für Hühner und Menschen

Aggressive Hähne bringen tüchtig Unordnung auf den Hühnerhof. Beim Füttern oder Eier einsammeln, beim Einfangen der Hennen für Untersuchungen oder auch beim Reinigen von Hof und Stall attackieren sie uns Menschen. Ihr Verhalten ist dabei nicht nur unangenehm und gefährlich für uns, es macht zudem auch die Hennen scheu, wodurch die Unordnung wird noch größer.

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Noch schlimmer werden solche Situationen, wenn es mehrere Hähne in einer Rangordnung gibt.

Hahnenkampf: Die durch uns ausgelöste Aggression kann sich dabei rasch gegen einen vermeintlich ungehorsamen Hahn in der Hühnerschar richten, wodurch für ihn ein ein erhebliches Verletzungsrisiko entsteht.

Versuchen wir nun ohne vorherige Umkonditionierung eine solche Zänkerei unter den Hähnen zu unterbinden, so können wir uns kräftige Schnabelhiebe oder auch Tritte einfangen.

Doch egal wie uns der Hahn attackiert, auf keinen Fall sollten wir mit körperliche Bestrafung oder gar Gewalt gegen ihn reagieren. Hierdurch würden wir nicht nur Gefahr laufen den unter Stress stehenden Hahn zu verletzen, sondern sein aggressives Verhalten auch noch weiter verstärken!

ACHTUNG: Insbesondere bei kleineren Kinder gilt besondere Vorsicht, da ein aggressiver Hahn bis in die Gesichtshöhe des Kindes gelangen kann! Am besten sollten kleinere Kinder daher dem aggressiven Hahn fernbleiben, bis dieser friedlicher umerzogen wurde.

Die 4 goldenen Regeln für friedliche Hähne

1. Regel: Verhalten Sie sich hühnergerecht

Der ranghöchster Hahn ist die größte Autorität in seiner Hühnerschar. Wir sollten daher niemals Henne zu uns locken, wenn der Hahn in der Nähe ist. Durch das Anlocken fühlt sich der Hahn in seiner Rolle missachtet. Wir werden dabei in seinen Augen vom artfremden Menschen zum arteigenen Nebenbuhler.

Um aufkommende Konkurrenten gleich zurechtzuweisen stürzt sich der führende Hahn oftmals ohne Vorwarnung auf uns als neuen Nebenbuhler, selbst wenn einen Moment zuvor alles noch idyllisch wirkte.

Hinweis: Natürlich ist es manchmal nötig, die Hennen anzulocken, etwa für Untersuchungen. Bevor wir das tun sollten wir dafür sorgen, dass sich der Hahn außer Sichtweite befindet.

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Tipp: Als Anti-Aggressionstraining bietet es sich an, dem Hahn häufiger Futter vorzulegen. Er verteilt dieses dann gemäß seinen Wünschen an die Hennen. Wir bleiben dabei jedoch nicht stehen, sondern vollziehen das Füttern wie nebenbei.

Nach einer Weile sieht es der Hahn oftmals gelassener, wenn wir beim Füttern näher an eine Henne herankommen. Denn jetzt sind wir ja laut Körpersprache und Verhalten nicht an ihr interessiert.

2. Regel: Zeigen Sie jederzeit Selbstbewusstsein

Auch wenn wir aus Reflex dazu neigen, weichen wir vor aggressiven Hähnen nicht zurück! Ranghöchste Hähne treten und hacken rangniedere Artgenossen. Wenn wir aus Angst vor einer Verletzung einen Bogen um den Hahn machen, wirkt das auf den Hahn wie eine Unterwerfung, wodurch sich seine Angriffslust oftmals sogar noch steigert!

Häufig führt ausweichendes Verhalten bei aggressiven Hähnen zur Annahme, etwas im Umkreis sei nicht geheuer oder wir hätten etwas Bedrohliches vor. Da ein Hahn niemals zurückweichen würde, wird er uns als Auslöser der Gefahr wahrnehmen und attackieren.

Selbstbewusstsein zeigen wir zum Beispiel, indem wir während einer Attacke einfach im gleichen Schritttempo weitergehen, uns nicht zum Hahn herunterbücken und auch nicht in die Richtung der Hennen laufen. Unser Selbstbewusstsein ohne große Beachtung des Angriffes mit unserer Tätigkeit fortzufahren signalisiert dem Hahn dabei auch, dass von uns keine Gefahr droht.

Tipp: Natürlich sollten wir für dieses Training so gekleidet sein, dass ein Angriff nicht schmerzhaft endet. Durch die Zwecklosigkeit seiner Attacken beruhigt sich so manch aggressiver Hahn bald wieder und lernt mit der Zeit auch, dass die Attacken zwecklos sind.

3. Regel: Den Hahn unterwerfen

Ausdrücklich dürfen wir aggressive Hähne unter keinen Umständen körperlich züchtigen.

Aber Anfassen ist erlaubt und eine super Möglichkeit um einen ständigen Raufbold zu beruhigen. Hierfür schnappen wir den aggressiven Hahn beim Angriff und nehmen ihn auf den Arm. Hat er sich beruhigt, darf er wieder laufen.

Zugegeben: Diese Methode braucht zwar Zeit und einige Wiederholungen, aber sie bewirkt oft Wunder!

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Eine weitere Art der Unterwerfung ist von erfahrenen Hühnerzüchtern seit langem bekannt. Dabei wird der angreifende Hahn mit einer Hand direkt am Angriffsplatz niedergedrückt (Vorsicht, nicht verletzen!). Die andere Hand streicht über den fixierten Rücken bis nach hinten zur Kloake.

Dies bedeutet für den Hahn, dass wir als Ranghöchster von unserm Recht Gebrauch machen, ihn als Unterlegenen zu treten. Diese sanfte Maßnahme muss zwar ebenfalls über längere Zeit hinweg bei jedem Anzeichen von Aggression konsequent wiederholt werden. Mit der Zeit sorgt sie jedoch ebenso dafür, dass sich der Hahn an seine neue Rolle gewöhnt und keine neuen Rangkämpfe mit uns ausbrechen.

Achtung: Bei der Unterwerfung des Hahns geht der Eigenschutz jederzeit vor! Wir empfehlen deshalb die Verwendung sicherer Lederhandschuhe!

4. Regel: Schaffen Sie Ruhe bei den Hennen

Auch Hähne ohne Aggressionstendenz nehmen ihre Verantwortung für den Schutz der Hennen buchstäblich todernst. Schreit eine Henne, etwa im Streit mit anderen Hennen, eilt der Beschützer sofort zu Hilfe. Wenn wir daher durch unser Verhalten die Hennen verschrecken, werden wir als potenzieller Angreifer sofort vom schützenden Hahn vertrieben.

Wir gehen daher beim Füttern, Putzen, Hochnehmen, Kontrollieren usw. von Anfang an einschätzbar vor und verwendet immer die gleiche Reihenfolge bei unseren Tätigkeiten. Durch die gewohnten Abläufe sind die Hennen gelassener, und der gestresste Hahn braucht uns nicht als Unruhestifter im Auge zu behalten.

Vermeidung der Aggression vor der Entstehung

Am einfachsten vermeidet wir die Entstehung der Aggressionen direkt nach dem Schlupf. Lasst euch dabei von dem flauschigen Federkleid des Hahnkükens nicht zum Streicheln und Herzen verführen. Denn was jetzt niedlich ist führt beim ausgewachsenen Hahn dazu uns Menschen als Teil der Hühnerschar zu sehen, wodurch Probleme in einigen Monaten vorprogrammiert sind.

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Auch wenn das junge Hahnküken zum knuddeln aussieht, so sollte dies dennoch unbedingt unterlassen werden!

Fazit zum aggressiven Hahn

Aggressives Verhalten bei Hähnen ist nur teilweise genetisch bedingt. Viel häufiger verschulden wir Halter selbst oder ein missverstandenes Schutzverhalten die Angriffslust des Hahnes.

Mit Geduld und Konsequenz können wir unser Hahn jedoch friedlich umerziehen und die Hühnerhaltung wird somit wieder zu der Freude, die wir uns wünschen.