Wer kennt es nicht: Die Hühner statten den Nachbarn ständig einen Besuch ab oder plündern regelmäßig das Blumenbeet, weil sie einfach über den Zaun flattern.
Als erste Maßnahme, um die Tiere am Boden und damit im Gehege zu halten, wird stets zum Flügel stutzen geraten. Bevor wir uns jedoch an das Stutzen der Flügel machen, sollten wir uns anschauen warum das Huhn immer ausbrechen will und ob sich der Grund dafür abstellen lässt.
Warum brechen Hühner aus?
Bricht ein Huhn immer wieder aus, so kann es triftige Gründe hierfür haben. Häufige Gründe sind Futter- oder Wasserbedarf, mangelnde Eingewöhnung, Mobbing in der Herde oder es hat sich außerhalb einen Platz zum Brüten gesucht.
Insbesondere Junghennen flüchten manchmal auch vor aufdringlichen Hähnen über den Zaun.
Soweit Möglich sollten diese Gründe selbstverständlich abgestellt werden. Beziehungsweise erledigen sich Probleme wie die Eingewöhnung in Gehege und Herde oftmals auch mit etwas Zeit von selbst.
Hinweis: Gutes Beobachten und ein wenig Geduld sollten daher immer der erste Schritt gegen das Ausbrechen sein!
Das Flügel stutzen
Sollte es an keinem der triftigen Gründe liegen, so ist das Stutzen der Flügel eine gute Lösung. Hierbei wird die Flugfähigkeit des Huhns verringert, so dass es nicht mehr einfach über den Zaun flattern kann. Und auch wenn es im ersten Moment etwas rabiat aussieht, so ist es in Wirklichkeit nur das völlig schmerzlose Kürzen der langen Schwungfedern eines Flügels. Allerding bewirken die kürzeren Schwungfedern natürlich ein Eingriff in das natürliche Bewegungspotential des Huhns und schränken es ein. Das Stutzen sollte daher nicht provisorisch erfolgen, sondern nur wenn es wirklich notwendig ist.
Dieses einseitige Stutzen hält die Tiere zwar nicht automatisch am Boden. Es stört allerdings das Gleichgewicht beim Flug und damit die Flugfähigkeit, was die Tiere davon abhält über Zäune und aus dem Gehege zu fliegen.
Anleitung zum Flügel stutzen
1. Richtiges Halten
Um die Flügel zu stutzen, wird das entsprechende Tier ergriffen und auf den Unterarm gesetzt oder unter dem Arm fixiert. Dabei muss das Tier so gehalten werden, dass ein Flügel ausgebreitet werden kann.
Tipp: Am besten und mit dem geringsten Stress gelingt dies bei Rotlicht oder im Dunkeln mit einer nicht zu starker Kopflampe.
2. Schneiden der Axialfedern
Mit einer scharfen Schere werden nun die Axialfedern (Schwungfedern) bis vor die nächste Federreihe, die durch die Handschwingenfedern gebildet wird, gekappt.
Achtung: Weiter als bis vor die zweite Federreihe darf nicht geschnitten werden, da ein zu tiefes Herunterschneiden der Schwungfedern zu Schmerzen und gefährlichen Blutungen führt.
Hinweis: Das Kürzen der Federn lässt sich mit dem Nägelschneiden vergleichen. Beides ist schmerzlos, solange man nicht zu tief schneidet!
3. Schutz der Daumenfedern
Beim Stutzen muss darauf geachtet werden, dass die drei äußersten Federn, die Daumenfedern, die zugleich zu den längsten Federn gehören, stehen bleiben.
Die Daumenfedern ermöglicht dem Tier ein weiterhin problemloses Anlegen des Flügels und man erkennt bei angelegtem Flügel nicht gleich, dass dieser gestutzt wurde.
Wissenswertes zum Flügel stutzen
Damit das Flügelstutzen zum gewünschten Ergebnis führt ist es wichtig die folgenden Punkte zu beachten.
Einseitiges Stutzen
Grundsätzlich wichtig ist, dass nicht beide Seiten gestutzt werden dürfen, sondern nur eine. Das einseitige Stutzen stört das Gleichgewicht beim Flattern, so dass den Tieren die Lust am Fliegen vergeht. Welche Seite beschnitten wird, ist hierbei völlig egal.
Wie oft Stutzen
Da die abgeschnittenen Federn durch die nächste Mauser im Herbst ersetzt werden, ist ein jährliches Stutzen der Schwungfedern nötig.
Gestutztes Huhn bricht weiterhin aus
Schafft es ein Tier trotz dem Stutzen der Flügel immer wieder auszubrechen, so sollte auch bedacht werden, dass Hühner über kräftige Beine verfügen. Hierbei kann ein kräftiger Sprung alleine oder von 2 kräftigen Flügelschlägen unterstützt ausreichen, um Hindernisse wie Zäune zu überwinden.
Je nach Rasse und Statur der Hühner kann für akrobatisch veranlagte Tiere und eventuell mit etwas Übung auch mit gestutzten Flügeln eine Höhe von 1,40 m bis 2 m überwunden werden. Auch wenn dies sicher die Ausnahme ist.
In solchen Fällen hilft dann leider nichts anderes als das Gehege mit einem Volierennetz zu überdachen.
Alternativen zum Flügel stutzen
Lässt sich weder das Federstutzen, wie beispielsweise bei Ausstellungs- oder Zoohühnern, noch das Übernetzen des gesamten Geheges umsetzen, so gibt es sowohl mit der Flugklammer wie auch durch operative Federentfernung noch weitere Möglichkeitum die Flugfähigkeit der Tiere zu verringern.
Flügelklammer
Bei den Flügelklammern handelt es sich um Klemmen aus Metall. Auch sie werden nur einseitig angebracht und verhindern, dass das Tier seine Flugfedern spreizen kann.
Der große Vorteil der Flugklammern ist, dass das Tier nach dem Abnehmen wieder ganz normal flattern kann. Somit eignen Sie sich insbesondere für Ausstellungen oder vorübergehende Einsätze. Die Flügelklammern sind zwar grundsätzlich auch langfristig einsetzbar, jedoch nehmen Sie den Hühnern die Möglichkeit ihr Gefieder selbst zu pflegen. Aus diesem Grund ist bei langfristigen Einsätzen das Federn stutzen meist die bessere Wahl.
Operative Federentfernung
Insbesondere Zootiere müssen flugunfähig sein, um in Freilandhaltung gehalten werden zu können. Da das regelmäßige Ergreifen und Stutzen unnötigen Stress bei den Tieren und auch Arbeit bei den Pflegern verursachen würde, wurden langfristige Methoden zur Federentfernung entwickelt.
Hierbei werden die Federfollikel entweder chirurgisch entfernt, oder durch Veröden per Laserstrahl am erneuten Wachsen gehindert.
Diese komplizierten und kostspieligen Eingriffe erfolgen in Teil- oder Vollnarkose und stellen für den Hobbyhalter daher kaum eine Alternative dar.
Häufige Fragen
Ist das Flügel stutzen für die Tiere schmerzhaft?
Die Federn der Hühner bestehen ebenfalls, wie unsere Haare oder Fingernägel, aus Keratin, einer harten Hornsubstanz. Ebenso wie uns das Haare- oder Nägelschneiden keinerlei Schmerz verursacht, ist auch das Abschneiden von Federn für die Tiere absolut schmerzlos.
Tierquälerei ist diese Einschränkung natürlich nicht sondern vielmehr notwendig um den Hühnern die Vorteile eines großen Auslaufes bieten zu können und sie gleichzeitig davor zu bewahren dessen Schutz zu verlassen.