Einen Ballenabszess beim Huhn frühzeitig zu erkennen, ist nicht nur für eine vollständige Heilung wichtig. Unbehandelte Ballenabszesse können durch Ausbreitung der Bakterien im gesamten Körper des Huhnes auch den Tod des Tieres verursachen.
Dabei lassen sich viele Ballenabszesse durch eine Verbesserung der Haltungsbedingungen vermeiden. Eine regelmäßige Kontrolle der Hühnerfüße sowie gute Haltung und Fütterung verhindern die schmerzhafte Erkrankung und ein Absinken der Legeleistung.
Einen Ballenabszess erkennen
Bei einem Ballenabszess ist die Früherkennung besonders wichtig, um die schmerzhafte Schwellung des Fußes schnell behandeln zu können. Das erkrankte Huhn versucht, den Fuß möglichst gut zu schonen. Es belastet das betroffene Bein kaum und verhindert dabei den direkten Kontakt mit dem Boden. Bei der Fortbewegung ist eine leichtgradige oder mittelstarke Lahmheit zu beobachten. Ein ruhiges Sitzen auf einer Sitzstange ist nicht möglich.
Bei näherer Betrachtung ist eine deutlich gerötete und geschwollene Stelle am unteren Bereich des Fußes zu sehen. Die Zehen sind gespreizt. Bei starken Schwellungen berühren die Krallen den Boden nicht mehr. Die Wunde, von der der Ballenabszess seinen Ausgang genommen hat, ist mit Blut verkrustet, das nach wenigen Tagen schwarz verfärbt ist. Ist die Kruste allerdings bereits abgefallen, so befindet sich im Bereich der Wunde ein schwarzer Punkt.
Das Verhalten des Huhns ist verändert. Das Tier zieht sich von der Herde zurück, frisst und trinkt weniger. Haben die Bakterien, mit denen die Wunde infiziert ist, sich bereits über die Sehnen und Gelenke ausgebreitet, leidet das Huhn unter Fieber. Es ist matt, der Kamm ist blass.
In schweren Fällen sind die Atmung und der Herzschlag beschleunigt. Durch die Infektion treten Verdauungsbeschwerden wie Durchfall auf. Um schwere Verlaufsformen zu vermeiden, sollte man bei dem Verdacht auf einen Ballenabszess immer einen Tierarzt rufen, der das Huhn untersucht und den reifen Abszess ausräumt und reinigt. Eine reine Selbstbehandlung ist nicht ratsam, da das Tier oftmals ein Antibiotikum benötigt, um einer Sepsis und dem daraus folgenden Tod vorzubeugen.
Eine tägliche, aufmerksame Beobachtung der Hühnerherde ist das beste Mittel, um Bewegungsveränderungen wie Humpeln oder Schwellungen an den Beinen früh zu erkennen. Die exakte Diagnose wird erst bei der Untersuchung durch einen Tierarzt, der auf Geflügel spezialisiert ist, gestellt.
Behandlung des Ballenabszesses
Der Tierarzt öffnet den Ballenabszess und entfernt das eitrige Gewebematerial mit einem scharfen Löffel. Bei diesem Eingriff wird auch darauf geachtet, die Abszesskapsel gründlich zu entfernen, damit sich nicht wieder Eiter bildet. Anschließend wird die Wunde gespült und versorgt, damit keine weiteren Verunreinigungen eindringen können.
Ballenabszesse bei Geflügel müssen nach der Spaltung immer ausgeräumt werden, da der Eiter immer bröckelig und dickflüssig ist. Anders als bei anderen Tieren bildet sich unter der ledrigen, festen Haut der Beine kein flüssiger Eiter, der einfach abrinnen kann.
Haben die Bakterien (Streptokokken, Staphylokokkus aureus) auch schon das Gewebe der Sehnen und Knochen geschädigt, benötigt das Huhn zudem ein Antibiotikum, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern.
Tipp: Wurde der Abszess von einem Tierarzt ausgeräumt, können die Folgebehandlungen auch selbst durchgeführt werden.
Folgebehandlung des Ballenabszesses durch den Hühnerhalter:
- Das Huhn wird in eine Decke gewickelt, um starke Abwehrbewegungen zu vermeiden
- Baden des Fußes in lauwarmem Wasser, in das ein Teelöffel Betaisodona-Lösung gemischt wird
- Sind alle Krusten vorsichtig entfernt worden, wird das Bein mit einem sauberen Tuch oder Küchenrolle getrocknet.
- Auftragen von Betaisodona Salbe und einer Wundsalbe. Gut geeignet sind Bepanthen und Betaisodona Salbe. ACHTUNG: Wundsalben, die ein Lokalanästhetikum (lokales Betäubungsmittel) enthalten, dürfen nicht verwendet werden, da die meisten Lokalanästhetika für Hühner giftig sind und sogar den Tod des Tieres verursachen können.
- Abdecken der Wunde mit einem sterilen Tupfer
- Polsterung der Fußunterseite mit Watte
- Fixieren der Watte und des Tupfers mit einer Mullbinde. Die elastische Mullbinde muss immer locker gewickelt werden. Eine zu feste Bandage unterbindet die Blutversorgung des Beines. Die Extremität stirbt ab.
- Über die Mullbinde einen selbsthaftenden Verband wickeln, um die Wunde vor Feuchtigkeit und Schmutz zu schützen.
- Die Sohle des Verbandes mit weißem Klebeband abkleben.
Ist der Verband trocken, ist eine Wundkontrolle mit Erneuerung des Verbandes alle zwei Tage ausreichend. Da die Wundheilung bei Hühnern viel Zeit benötigt, sollte der Verband erst nach sechs bis acht Wochen weggelassen werden.
Achtung: Ein zu frühes Weglassen des Verbandes führt oft zu einer neuerlichen Verschmutzung der Wunde und zu einem Eindringen von Keimen. Es bildet sich ein neuer Ballenabszess.
Unterstützende Behandlung des Ballenabszesses durch Zufütterung von Kräutern:
Um die Heilung der Wunde zu fördern und das Immunsystem zu unterstützen, können folgende Kräuter zugefüttert werden:
- Oregano
- Thymian
Je einen halben Teelöffel der Kräuter unter eine kleine Menge Futter mischen.
Zubereitung als Tee: Kräuter 1:1 mischen, mit kochendem Wasser aufgießen und 15 Minuten ziehen lassen. Abseihen und den ausgekühlten Tee in der Tränke anbieten.
Hersteller: | Meine Hennen |
Inhalt: | 250 ml |
Hilfreich bei: | Erschwert Wurmbefall |
Inhaltsstoffe: | Oregano- und Thymianöl |
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Ursachen des Ballenabszesses
Ein Ballenabszess entsteht durch das Eindringen von Bakterien wie Staphylokokkus aureus oder Streptokokken, in das geschädigte Gewebe des Fußes. Seltener wird die Erkrankung durch Fütterung von Hühnerfutter mit einem zu geringen Gehalt an Vitamin A ausgelöst.
Ein Ballenabszess bildet sich durch folgende Ursachen:
- Spitze Fremdkörper wie Splitter sich in der Einstreu. Tritt das Huhn auf den Fremdkörper, durchdringt dieser das ledrige Gewebe der Sohle und verletzt den Fuß. Bakterien, die sich in jedem Boden befinden, wandern in das Gewebe ein und verursachen eine Entzündung.
- Unebene Stellen auf dem Boden, die nicht mit Einstreu abgedeckt sind, verursachen Druckstellen. Das geschädigte Gewebe an der Sohle quillt durch Wassereinlagerung auf. Bakterien wandern hierdurch leichter ein und vermehren sich.
- Tritt das Huhn auf kleine Steinchen, die sich auf dem Boden befinden, wird das Sohlengewebe gequetscht. Die Druckstelle entzündet sich.
- Bei mangelnder Stallhygiene und verunreinigter Einstreu besteht eine große Gefahr, dass ich im Streu Glasscherben oder kleine Holzsplitter befinden, an denen sich das Huhn verletzt.
- Die Leiter am Ausgang in das Freigehege ist defekt. Sind in der Leiter Bruchstellen sichtbar, können sich die Hühner an spitzen, herausstehenden Spänen verletzen.
- Sind die Tiere gezwungen, aus zu großer Höhe auf den Boden des Freigeheges zu springen, erhöht sich das Risiko für Verletzungen der Füße.
- Befindet sich im Hühnerstall zu wenig Einstreu, springen die Hühner von den erhöhten Sitzstangen auf den Boden. Das Flattern ist oft nicht ausreichend, um den Sturz abzufangen. Die Landung auf dem harten Boden führt hierbei zu Verletzungen der Hühnerfüße.
- Minderwertiges Hühnerfutter enthält oft zu wenig Vitamine. Vor allem Vitamin A ist für die Gesundheit der Haut und der Augen unbedingt erforderlich. Die Hühner verlieren Gewicht und legen weniger Eier. Durch den Mangel an Vitamin A ist die Produktion der neuen Hautzellen verringert. Die Haut ist nicht geschmeidig, sondern rau und schuppig. Kleine Verletzungen heilen langsamer und schlechter. Bakterien dringen leichter in die Wunde ein und vermehren sich dort.
Ballenabszess frühzeitig vermeiden
Die beste Prophylaxe, die hilft, einen Ballenabszess zu vermeiden, ist eine gute Stallhygiene. Regelmäßiges Wechseln der Einstreu verhindert Verletzungen durch Splitter und Steinchen. Staubfreie, feine Einstreu, die besonders weich ist, federt Sprünge aus großen Höhen besser ab. Besonders empfehlenswert ist Hanfeinstreu, da diese Feuchtigkeit gut aufsaugt und den Hühnern ständig trockener Boden zur Verfügung steht.
Die regelmäßige Kontrolle der Sitzstangen hilft, Sprünge und Splitter früh zu erkennen. Durch Abschleifen des Holzes ist die Oberfläche wieder glatt.
Unterschiedlich dicke Sitzstangen schonen die Gelenke und ermöglichen es den Tieren, die Stangen mit den Zehen besser zu umgreifen. Zudem ist der Druck auf das Ballenhorn geringer.
Ein ausgewogenes, gesundes Hühnerfutter versorgt die Hühner mit Vitaminen, Mineralstoffen und weiteren benötigten Nährstoffen. Das Wohlbefinden und die Gesundheit der Hühner werden gefördert. Die Legeleistung steigt. Der Hühnerhalter erhält zudem große Eier mit einer festen Schale und einem schönen, gelben Dotter.
Tipp: Ergänzungen des Futters mit Gemüse, Kräutern und Obst bieten nicht nur Abwechslung, sondern tragen zu einer guten Vitaminversorgung bei.
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