Im Körper eines Huhns befinden sich 144 Knochen, die rund 25 Prozent des Gesamtgewichts ausmachen. Obwohl Hühner bei guter Haltung als robust gelten und kleinere Verletzungen oft schnell heilen, treten dennoch immer wieder Brüche und Verstauchungen auf. Betroffen sind dabei nicht nur die Ständer und Flügel, sondern auch das Brustbein. Besonders Hühner mit hoher Legeleistung leiden häufig unbemerkt unter Verletzungen.

Informationen zu typischen Symptomen und das genaue Beobachten des Verhaltens in der Hühnergruppe helfen, Schmerzen frühzeitig zu erkennen und langwieriges Leiden zu vermeiden. Eine rechtzeitige Diagnose kann das Leben des betroffenen Tieres retten.

Verstauchung oder Bruch – erste Anzeichen

Hühner empfinden wie andere Tiere Schmerzen. Da sie still leiden, um keine Feinde anzulocken, fallen Verletzungen oft erst spät auf. Erste Hinweise auf eine Verstauchung oder einen Bruch sind veränderte Bewegungen oder Humpeln. Erst bei genauerer Beobachtung lässt sich feststellen, ob es sich um ein vorübergehendes Problem oder eine ernsthafte Verletzung handelt.

Typische Symptome bei Verletzungen:

  • Humpeln
  • Schmerzen bei Bewegung
  • geringere Futter- und Wasseraufnahme
  • sinkende Legeleistung
  • Rückzug aus der Gruppe
  • Mobbing durch andere Hühner
  • mangelnde Gefiederpflege
  • erhöhte Atemfrequenz
  • Fehlhaltungen, Zittern, Lähmungserscheinungen
  • unkontrollierte Beinbewegungen in Seitenlage

Symptome einer Verstauchung

Ältere Hühner sind aufgrund von Arthrosen, schwächerer Muskulatur und nachlassender Elastizität der Bänder besonders gefährdet. Die Schmerzen bei Bewegung führen oft zu plötzlichem Humpeln.

Welche Symptome auftreten, hängt von der betroffenen Körperregion ab. Dabei hilft eine genaue Beobachtung, um zwischen Verstauchung und Bruch zu unterscheiden: Bei einer Verstauchung sind beispielsweise die Zehenstellung und Beweglichkeit oft erhalten, obwohl das Huhn humpelt oder Schwellungen zeigt. Bei einem Bruch hingegen stehen Gliedmaßen häufig in unnatürlicher Position ab oder sind instabil, was auf eine ernstere Verletzung hindeutet.

Typische Verstauchungssymptome:

  • plötzliches Humpeln
  • Schwellung an der betroffenen Stelle
  • normale Zehen- und Ständerstellung trotz herunterhängender Beine
  • herabhängender Flügel
  • das Huhn verliert das Gleichgewicht, da es beim Fressen nur auf einem Fuß sitzen kann
  • beim Fressen kann sich das Huhn nicht ausreichend nach vorne und unten beugen und fällt mit dem Körper in den Futternapf

Behandlung einer Verstauchung

Verstauchungen betreffen meist Beine oder Flügel. Für die Heilung ist es wichtig, das Tier räumlich zu begrenzen. Idealerweise wird es mit einem weiteren Huhn separiert, damit soziale Kontakte erhalten bleiben.

Das Gehege sollte warm, gut isoliert und mit trockener Einstreu ausgestattet sein. Erhöhte Sitzstangen und Legenester sind zu entfernen. Futternapf und Tränke sollten leicht erhöht stehen. Bei Bedarf wird das Huhn einige Tage von Hand gefüttert.

Eine anatomisch korrekte Fixierung mit Bandagen ist meist nicht möglich. Die Ruhigstellung erfolgt durch Bewegungsreduktion.

Verstauchungen heilen langsam und können langwieriger sein als Knochenbrüche. Reagiert das Huhn schmerzempfindlich, sollte unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden. Bei Bedarf verschreibt dieser ein Schmerzmittel wie Metacam.

Natürliche Unterstützung:

  • Oregano (z. B. als Pulver): wirkt antibiotisch, schmerzlindernd und stärkt das Immunsystem

Um die Schmerzen auf natürliche Weise zu verringern, füttert man zerkleinerten Oregano. Oregano wirkt antibiotisch, unterstützt das Immunsystem und fördert die Heilung. Das in Oregano enthaltene Carvacrol ist ein natürliches Schmerzmittel, das ähnlich wie Aspirin wirkt, ohne eine blutverdünnende Wirkung zu haben.

  • Arnica D3/D4 oder Traumeel Tropfen: fördern die Abschwellung und Heilung (Traumeel nur über Trinkwasser verabreichen)

Arnica D3 oder D4, oder Traumeel Tropfen (Komplexpräparat aus mehreren Arnika-Verdünnungen) beschleunigt die Abschwellung des Gewebes und die Heilung der Verstauchung. Traumeel kann direkt mit dem Trinkwasser verabreicht werden. Das Auftragen einer Traumeel Salbe sollte nicht durchgeführt werden, da die Salbe immer zu einer Verklebung des Gefieders führt.

  • Hypericum D12: bei starker Ruhigstellung
  • Bryonia D12: bei Schwellungen und Blutergüssen

Zur stressfreien Eingabe von Globuli kann man sie in Wasser auflösen und in ein kleines Stück Toastbrot einweichen – sofort verfüttern, da feuchtes Brot schimmeln kann.

Symptome eines Bruchs

Brüche treten bei Hühnern an Beinen, Flügeln oder dem Brustbein auf. Sie sind nicht immer Folge eines Unfalls – vor allem Legehennen mit Kalziummangel sind gefährdet. Wird zu wenig Kalzium über das Futter aufgenommen, greift der Körper auf Knochenreserven zurück, was zu Brüchen führen kann. Brustbeinbrüche treten daher insbesondere bei älteren Legehennen auf.

Typische Anzeichen:

  • unnatürliche Gliedmaßenstellung
  • herabhängende Flügel, kein Flattern möglich
  • offene Brüche: Knochenteile durchbrechen die Haut
  • instabile, bewegliche Knochenbereiche
  • das Huhn erreicht die Sitzstange nicht mehr
  • Rückzug aus der Gruppe, Mobbing durch Artgenossen

Zur sicheren Diagnose ist eine Röntgenaufnahme durch den Tierarzt nötig.

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Behandlung des Bruchs

Die verletzte Stelle darf nur vorsichtig abgetastet werden. Anschließend sollte das Huhn in ein Tuch gewickelt und möglichst stressfrei zum Tierarzt transportiert werden. Dort wird der Knochen mit Mullbinden und Klebeband fixiert. Bei stärkeren Verschiebungen sind operative Eingriffe mit Draht notwendig. Diese werden nach rund drei Wochen entfernt.

Hinweis: Da der Heilungsprozess bei Hühnern schnell beginnt, sollte ein verletztes Tier immer unmittelbar nach der Verletzung behandelt werden.

Natürliche unterstützung bei Bruch

  • Futter mit hohem Kalziumgehalt
  • Symphytum D12 (Beinwell): unterstützt Knochenregeneration
  • Silicea (Schüssler Salz Nr. 11): stabilisiert Knochen und Sehnen

Verletzungen vorbeugen

Verletzungen entstehen vor allem durch falsche Stallgestaltung und Fütterung. Ist der Stall zu wenig strukturiert, finden häufiger Rangordnungskämpfe statt. Verschieden hohe Sitzstangen ermöglichen ein Ruhen entsprechend der Hackordnung. Die kräftigen Hühner müssen ihre Position schwächeren Tieren gegenüber nicht verteidigen.

Rutschfeste Sitzstangen mit unterschiedlichem Durchmesser verringern die Gefahr von Stürzen und schonen die Gelenke. Durch eine ausreichende Anzahl an Legenestern und Schlafnestern vermeidet man Kämpfe. Rampen erleichtern das Einsteigen in die Nester.
Eine gute Absicherung des Stalls verhindert das Eindringen von Fressfeinden.

Bruch vorbeugen

Legerassen benötigen viel Kalzium, um harte Eischalen zu bilden. Ist zu wenig Kalzium im Futter vorhanden, wird dieses aus den Knochen gelöst. Hier ist vor allem das Brustbein betroffen, das stark deformiert aussieht und bei der geringsten Belastung bricht.

Um einem Bruch vorzubeugen, sollten Legerassen immer sehr hochwertiges Futter erhalten. Die Fütterung von frischen oder getrockneten Kräutern wie Brennnesseln, Schafgarbe, Lavendel, Majoran und Löwenzahn unterstützen die Gesundheit und fördern die Bindung von Kalzium in den Knochen.

Der Stoffwechsel funktioniert besser. Die Eier sind schmackhafter und bekommen durch die Kräuter eine intensive Dotterfarbe.