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Wer Hühner züchtet, möchte gern so früh wie möglich wissen, welches Geschlecht die Küken haben. Schließlich sind die Hennen in der Regel begehrter als die Hähne, sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Weiterverkauf.

Wie und ab wann man Hahn oder Henne unterscheiden kann, schauen wir uns hier genauer an.

Ab wann lässt sich das Geschlecht erkennen?

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Theoretisch lässt sich das Geschlecht im Ei bereits ab Bruttag 3,5 anhand der, in der Allantois (außen liegende Harnblase des Embryos) befindlichen Flüssigkeit bestimmen. Hierzu wird die Allantois punktiert und die Flüssigkeit entnommen.

Allerdings ist dieses Verfahren noch nicht genügend ausgereift, um es in der großen Industrie bereits zu diesem frühen Zeitpunkt nutzen zu können. Der Hintergrund hierfür ist, dass die Allantois zwar bereits am 3./4. Bruttag entsteht. Sie ist dann aber, auf Grund der Größe noch schwierig zu finden. Eine präzise Vorhersage des Geschlechts mittels Untersuchung der Allantoisflüssigkeit ist aktuell ab Tag 9 der Brut möglich.

Geschlechtsbestimmung in der Industrie

Die Allantoisuntersuchung wird in vielen Ländern industriell eingesetzt. Hierzu wird das Geschlecht der Eier am 9. Bruttag untersucht, woraufhin die männlichen Eier aussortiert und oftmals nicht weiter bebrütet werden.

Ebenso wird in der Industrie auch das kostengünstigere spektroskopischen Verfahren eingesetzt, wobei mit Halogenlicht und Hyperspektralkameras  die Federkiele durch die Eierschale hindurch erkannt werden. Hierdurch lässt sich das Geschlecht der Embryonen bereits am 12. Bruttag mit einer Sicherheit von 97-99% erkennen.

Geschlechtserkennung am Küken

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Da wir Hobbyhalter keinen Zugriff auf die neusten Test der Industrie haben, lässt sich für uns das Geschlecht erst am geschlüpften Küken erkennen. Ab wann sich das Geschlecht am Küken erkennen lässt, ist dabei sowohl von der Rasse, wie auch vom Farbschlag abhängig.

Rassen mit einfacher Geschlechtserkennung

Am einfachsten lässt sich das Geschlecht bei „kennfarbige Rassen“ wie z.B. dem Bielefelder Kennhuhn erkennen. Hier unterscheiden sich die Küken sofort nach Schlupf anhand der Zeichnung.

Um bei dem Beispiel zu bleiben, sind beim Bielefelder Kennhuhn die Hähne hell gefärbt mit einem hellen Fleck am Kopf, die Hennen haben hingegen einen dunkel gestreiften Rücken.

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Unterscheidungsmerkmale Bielefelder Kennhuhn Küken

Ebenfalls sofort nach Schlupf erkennen, lassen sich Rassen mit dem sogenannten „Sperberfleck„: ist der helle Fleck auf dem Kopf klar abgegrenzt, handelt es sich um ein Hennenküken, bei einem verlaufen aussehenden Fleck handelt es hingegen um einen kleinen Hahn. Beispiele dafür sind die Deutschen Sperber und Amrocks.

Auch tatsächlich gesperberte Küken lassen sich direkt nach Schlupf unterscheiden: Die Hähne sind deutlich heller als die Hennen, da sie das Sperbergen doppelt tragen und somit der Weißanteil höher ist.

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Links Henne und rechts ein Hahn

Bei Rassen mit asiatischem Anteil haben Hahnenküken oft die sogenannte „Gefiederbremse„, das heißt sie befiedern deutlich langsamer, als die kleinen Hennen. Während die weiblichen Küken mit 6 Wochen dann schon voll befiedert sind, fehlt den männlichen Küken oft noch gut die Hälfte der Federn.

Bei den asiatischen Rassen kann zudem innerhalb der ersten Tage nach dem Schlupf das „Federsexen“ angewandt werden. Hierzu breitet man vorsichtig ein Flügelchen aus und begutachtet die Federn. Sind bereits zwei Federreihen zu sehen so handelt es sich um eine kleine Henne, ist nur eine Federreihe vorhanden so habt ihr ein Hahnküken vor euch.

Geschlecht von Küken erkennen - Anleitung

Rassen ohne direkte Geschlechtsmerkmale

Bei dem überwiegenden Teil der Rassen heißt es allerdings schlicht warten, bis sich die ersten äußerlichen Geschlechtsmerkmale zeigen, sprich der Kamm wächst deutlich sichtbar, wird rot und man sieht schon die Kehllappen.

Mit 6-8 Wochen sehen die Hähne dann am Kopf meist schon deutlich rot aus. Hennen werden hingegen erst wenige Wochen vor dem ersten Ei rot am Kopf und auch der Kamm fängt dann erst an plötzlich und explosionsartig zu wachsen.

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Links 8 Wochen alte Serama Junghenne, rechts der gleich alte Junghahn mit deutlich erkennbarem Kamm und Kehllappen.

Hinweis Kammdeutung: Direkt nach dem Schlupf kann man bereits eine vorsichtige Prognose anhand des Kammansatzes machen, bei den kleinen Herren ist dieser bereits deutlich breiter und weiter am Kopf hochgezogen.

Geschlechtsbestimmung beim Seidenhuhn

Richtig schwierig wird es bei Rassen wie dem Seidenhuhn, hier lässt sich das Geschlecht oft erst mit dem ersten Ei oder dem ersten Krähen sicher sagen.

Geübte Züchter können aber auch bei diesen Rassen oft schon mit 6-8 Wochen erkennen, welches Geschlecht das Küken hat. Berücksichtigt wird dabei der Stand, denn Hahnenküken stehen deutlich aufrechter. Bei Hennen sieht die Rückenlinie im Vergleich eher waagerecht aus.

Auch die Größe der Füße, welche bei männlichen Tieren oftmals deutlich größer ausfällt sowie das Gefieder und der Kopf sind hierbei Anhaltspunkte.

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Junghahn mit 4 Monaten, der Körper wird aufgerichteter getragen, am Kopf stehen deutlich sichtbar Schmuckfedern aus dem Schopf heraus und die Schmuckfedern am Po sind auch schon deutlich sichtbar.
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Eine kleine Seidenhenne, der Rücken wird in der waagerechten gehalten und der Schopf ist schön rund ohne herausstehende Federn.

Hähne haben auch hier meist einen deutlich breiteren Kammansatz, aus welchem später der größere Kamm entsteht. Zudem fällt der Schnabel der Hennen feiner und schlanker aus, während der der Hähne kurz und kräftig ausfällt.

Geschlechtsbestimmung im Labor

Eine weitere Möglichkeit der Geschlechtsbestimmung ist die Labordiagnostik. Dabei gibt es verschiedene Verfahren:

  • Einsenden der Eischale, sofern man diese dem jeweils geschlüpften Küken sicher zuordnen kann (z.B. birdgenetics.nl)
  • Ab dem Zeitpunkt der Befiederung kann das Geschlecht anhand der Brustfedern bestimmt werden. Diese werden gerupft, das Huhn sicher markiert, Federn in einem kleinen Ziplock Beutel gepackt und mit entsprechender Markierung. Z.B. Ringnummer und so an ein Labor gesandt, (z.B. Tauros Diagnostik)
  • Blutprobe

Die Kosten für die Untersuchungen variieren, bei dem von uns getesteten Verfahren mit den Brustfedern über das Labor Tauros Diagnostik kostete es pro Tier (Stand 2024) 9,50 Euro.

Geschlechtsbestimmung mit Kloakensexen

In den großen Brütereien gibt es zudem einen Beruf, der überwiegend in Asien zu erlernen ist, nämlich der Beruf des Sexers.

Achtung: Ungeübte sollten diese Technik auf keinen Fall ausprobieren, da man das Küken dabei schwer verletzen kann!

Beim Kloakensexen wird mit leichtem Druck auf den Unterbauch und die Kloake diese nach außen gestülpt. Bei Hahnenküken zeigt sich dadurch der Penis als eine leicht gebogene kleine knorpelige Wölbung.

Hinweis: Ein geübter Sexer kann bis zu 2000 Küken pro Stunde bestimmen und das mit einer Fehlerquote von nur 2%!

Das Kloakensexen: Theorie, Anwendung und Beispiele

Geschlechtserkennung Jungtiere

Bei den Jungtieren die schon voll befiedert sind, kann man schon recht gut unterscheiden, was männlich oder weiblich ist. Denn nicht nur der Kamm und die Kehllappen sind ein Indiz für das Geschlecht, sondern auch die Form und Farbe, bzw Länge der Befiederung!

Beim Befiederungsstart

Hennen entwickeln ein einheitlich aussehendes Federkleid, was (ausgenommen schwanzlose Rassen wie Araucana) in einen V-förmigen Schwanz übergeht. Mit einheitlich ist die Form der Federn gemeint, denn die Farbe ist natürlich abhängig von Rasse und Farbschlag. Wenn man sich die einzelnen Federn am Hals ganz genau anschaut, laufen diese am Ende rund aus.

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Eine kleine Serama Junghenne, gerade voll befiedert, ca.8 Wochen alt. Das Gefieder bildet ein einheitliches, glattes Federkleid.

Junghähne dagegen haben schon deutlich sichtbare und vor allem rote Kehllappen und einen ausgeprägteren Kamm. Dazu wächst langsam das erste Schmuckgefieder an Hals und Rücken, die Federn fallen meist durch ihre andere Farbe bzw. Glanz auf und laufen ganz spitz aus. Außerdem sind sie deutlich länger als der Rest des Gefieders.

Bei Kleinrassen krähen die frühreifen Hähne zudem bereits schon mit nur vier Wochen zum ersten Mal! Die Herren haben zudem eine sehr viel aufrechtere Haltung, während der Rücken der Hennen ungefähr waagerecht ist.

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Ein Serama Junghahn mit rund 5 Monaten. Die lässt sich am Kamm, den Kehllappen und dazu den Sattel- und Schmuckfedern am Hals bereits gut erkennen.

Zur Geschlechtsreife

Hennen kurz vor der Legereife lassen sich am Ducken erkennen. Dieses zeigen Sie, wenn man Sie beim Streichen oder Hochnehmen etwas nach unten beugt, also so wie es der Hahn beim Treten machen würde. Sobald das Tier dieses Verhalten zeigt weis man nicht nur sicher dass es sich um eine Henne handelt. Man kann nun auch damit rechnen, dass es nur noch 2-4 Wochen bis zum ersten Ei dauert!

Ausgewachsene Hähne erkennt man in der Regel an dem hervorstechenden Federkleid, denn zu den Hals- und Sattelfedern kommen noch die Sichelfedern am Schwanz dazu. Außerdem zeigen sie den Hennen das Futter lautstark an, treten die Hennen und vor allem: sie krähen!

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Ein stolzer Serama Hahn mit deutlichem Hals- und Sattelgefieder und schönen, dunkelblauen Sichelfedern.

Achtung: Das Krähen allein ist kein Indiz für einen Hahn, denn wenn kein Hahn vorhanden ist, kann es passieren, dass eine sehr dominante Leithenne das Krähen übernimmt!

Was mache ich mit männlichen Küken?

Wer brütet, muss immer mit Hähnen rechnen, im schlimmsten Fall hat man tatsächlich keine einzige Henne!

Ziel sollte natürlich sein, so viele Hähne wie möglich in eine artgerechte Haltung zu vermitteln, aber das ist meist nicht realisierbar.

Daher sollte man sich vor dem Brüten darüber Gedanken machen, welche Alternative man wählt, auch wenn diese leider den Tod des jungen Hahnes bedeuten.

Schlachtung zum Verzehr

Eine Möglichkeit ist es die Hähne bis zur Schlachtreife großziehen und dann selbst zu schlachten (oder zum Lohnschlachter bringen), um somit eigenes Fleisch zu „produzieren“. Bitte beachte dabei jedoch, dass hierfür genügend Platz vorhanden sein muss!

Verwendung als Tierfutter

Alternativ kann man die Hähne auch in einem Tierpark, Zoo oder an einen Falkner abgeben, damit sie dort als Tierfutter verwertet werden und zumindest so in den „normalen Kreislauf“ zurückkehren.

Hinweis: Da die Tiere dort nicht lebend verfüttert werden dürfen, werden Sie vor der Verfütterung getötet.

Kann ich nur weibliche Küken ausbrüten?

In der Privathaltung ist es aktuell unmöglich, das Geschlecht vor dem Schlupf zu bestimmen und somit nur Hennen auszubrüten. Dies wird wohl insbesondere für uns Hobbyhalter auch noch lange ein Traum bleiben.

In der industriellen Haltung wird hingegen intensiv daran geforscht, das Geschlecht möglichst frühzeitig im Ei bestimmen zu können. Hierdurch könnten die männlichen Embryonen sofort aussortiert werden. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es hierfür zwei verschiedene Verfahren, die angewandt werden:

Endokrinologischen Geschlechtsbestimmung im Ei

Beim endokrinologischen Verfahren wird nach neun Tagen Brutzeit von jedem Ei etwas Flüssigkeit genommen, ohne dabei das Eiinnere mit dem Embryo zu beschädigen. Anhand dieser entnommenen Proben wird dann das Geschlecht mit einem biotechnologischen Verfahren bestimmt.

Spektroskopischen Geschlechtsbestimmung im Ei

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Spektroskopischen Geschlechtsbestimmung im industriellen Einsatz (© Agri Advanced Technologies GmbH)

Bei dem kostengünstigeren spektroskopischen Verfahren müssen die Eier 12 Tage lang bebrütet werden. Dann wird mit einer Halogenlampe ein Lichtstrahl in das Ei-Innere geschickt um dort die Federkiele mit Hilfe von Hyperspektralkameras zu erkennen. Das Geschlecht kann nun durch die Analyse des reflektierten Lichts mit einer Sicherheit von 97-99% bestimmt werden.

Bei beiden Verfahren wird dann der Brutvorgang für die männlichen Embryonen tierschutzkonform abgebrochen und einer weiteren Verwendung bspw. In der Futterindustrie zugeführt.

Geschlechtsumwandlung im Ei

Aktuell testet das israelische Startup Unternehmen „Soos“ an einer Methode, um das Geschlecht der Küken im Ei zu ändern! Hintergrund der Idee ist, dass man bei Reptilien, Fischen und Amphibien mit Hilfe der Bruttemperatur das Geschlecht beeinflussen kann.

Bei Vögeln entwickelt sich das Geschlecht der Embryonen erst nach dem sechsten Tag. Soos erklärt dazu, dass sich zu dem Zeitpunkt die Keimdrüse (dort entwickeln sich Hoden oder Eierstöcke) „bi-potentiell“ verhält, das heißt, die Geschlechtsmerkmale können sich unabhängig vom Erbgut ausbilden.

Das Unternehmen nutzt diesen Zeitraum für die Behandlung der Eier. Laut Aussagen von Soos werden die Eier in einem speziellem Inkubator mit Schallwellen und unterschiedlichen Temperaturen, sowie veränderten Luftfeuchtigkeiten bebrütet. Die Schallvibration wird von den Eierschalen aufgenommen und auf den Embryo übertragen.

Dadurch wird Soos zufolge die weibliche Genexpression hochreguliert, es werden also mehr weibliche genetische Informationen umgesetzt und für die Zelle nutzbar gemacht. Die so gebrüteten Küken besitzen dann zwar auch noch eine männliche DNA, entwickeln jedoch Eierstöcke und sind dadurch in der Lage, Eier zu legen.

Sollte sich dieses Verfahren etablieren, ist das zum aktuellen Zeitpunkt, in Abhängigkeit von der Entwicklung entsprechender Inkubatoren, wohl die vielversprechendste Variante für uns Hobbyzüchter!